EPA-Rumpfmannschaft schrammt an Bronze vorbei — Goldene Brettmedaille für Paulo Santos
Wiederum als einzige Betriebssportgruppe aus Bayern entsandte der Schachklub des Europäischen Patentamts eine Delegation zur 19. Deutschen Betriebsschach-Mannschaftsmeisterschaft (DBMM), die vom 5. bis 8. September 2019 in der Domstadt Billerbeck ausgetragen wurde. Im Verhältnis zu den Vorjahren brachten wir in dieser frühen Jahreszeit nur eine kleine Truppe zusammen und mussten von Rang 9 starten, aber am Ende überraschten wir Freund und Feind und schoben uns auf Platz 4 vor, mannschaftspunktgleich mit dem von uns bezwungenen Dritten le-tex Leipzig und nur um einen halben Brettpunkt dahinter. Dies sind die Momente, in denen der alte Wunsch auflebt, dass zwischen Tabellennachbarn der Direktvergleich entscheiden möge. Aber hübsch der Reihe nach.
Runde 1 (Donnerstagvormittag 5.9.): EPA – Vodafone 2 2,5:1,5. Überraschend zäh verlief der Start gegen die zweite Mannschaft von Vodafone (Startrang 19 von 21). Im Nachhinein ist klar, woran es lag: Beide Kontrahenten hatten einen späteren Brett-Goldmedaillengewinner in ihren Reihen, wir mit Paulo Santos, Vodafone 2 mit Alfred Nastasie. So stand es an den Brettern 3 und 4 bald 1:1. Zum Glück behielten Bernd Brendemühl (Weißsieg an Brett 2) und Peter Bohnhoff (Schwarzremis an Brett 1) die Nerven und sicherten einen knappen Mannschaftserfolg. Also guter Start, 2:0 Mannschaftspunkte.
Runde 2 (Donnerstagnachmittag 5.9.): Software AG Darmstadt – EPA 3:1. Die Gegner aus Startrang 4 hatten einen Großmeister in ihren Reihen (Gennadi Ginsburg), und dieser fügte unserem Spitzenmann Peter nach langem Kampf die einzige Turnierniederlage zu. Bernd vergab an Brett 2 ein sicheres Remis gegen den bekannten Problemmeister Arno Zude, was aber für das Match keine Rolle spielte, denn unsere Bretter 3 und 4 (Konrad Bumes, Ronny Lange) kamen nicht über Remis hinaus. Also nur noch 2:2 Mannschaftspunkte.
Runde 3 (Freitagvormittag 6.9.): EPA – Airbus Bremen 4:0. Kaum spielte Paulo wieder mit, waren wir wieder obenauf. Die traditionsreiche Airbus-Mannschaft kam aus Startrang 21 (von 21) und hätte sich bestimmt über ein oder zwei Brettremis gefreut, vergab aber reelle Chancen. 4:2 Mannschaftspunkte.
Runde 4 (Freitagnachmittag 6.9.), Deutsche Post Bonn – EPA 1,5:2,5. Schweizer Fahrstuhl extrem: In der vierten Runde mussten wir plötzlich gegen die Mannschaft von Startrang 2 antreten — und hatten mehr Glück als Verstand. An den Brettern 2 und 4 gewannen Konrad und Paulo mit Schwarz gegen jeweils 200 Wertungspunkte Übergewicht. Obendrein bescherte sich Peter am Spitzenbrett ein Remis gegen IM Ruediger Seger. Da durfte Ronny an Brett 3 ruhig ein studienartiges Leichtfigurenendspiel abgeben. Zwei Mannschaftssiege an einem Tag, das war ein Grund zum Feiern mit alkoholfreiem Weizenbier. 6:2 Mannschaftspunkte.
Runde 5 (Samstagvormittag 7.9.): EPA – RWE 1,5:2,5. Ausgerechnet gegen den gleichwertigen Startrang 10 erlitten wir einen überraschenden Dämpfer. In der letzten laufenden Partie stand Konrad (Brett 3, Schwarz) endlich gleich, verrechnete sich dann aber prompt in Zeitnot und geriet in ein Leichtfigurenendspiel mit Zugzwangcharakter. Schon war das Mannschaftsremis verschenkt. Nur noch 6:4 Mannschaftspunkte.
Runde 6 (Samstagnachmittag 7.9.): Sparkassenversicherung Stuttgart – EPA 1:3. Am Nachmittagsgegner (Startrang 13) konnten wir uns zum Glück postwendend schadlos halten. Zwei Unentschieden (Peter, Bernd) und zwei Siege (Konrad, Paulo) hievten uns auf 8:4 Mannschaftspunkte und damit bereits über 50%. Beim Samstagsdinner in der Domschenke hofften wir auf eine gnädige Auslosung zur Schlussrunde, um uns vielleicht noch ein bisschen nach vorne zu mogeln. Dann der Schock per Internet: Paarung gegen den Tabellenführer! Le-tex Leipzig würde bestimmt hochmotiviert sein, konnte nämlich durch einen Sieg gegen uns in der Schlussrunde aus eigener Kraft Deutscher Meister werden.
Runde 7 (Sonntagvormittag 8.9.): le-tex Leipzig – EPA 1:3. Die Nerven schlugen den Tabellenführern ein Schnippchen. An keinem Brett kamen sie in den erhofften Vorteil, und je länger die Partien dauerten, desto mehr kämpften sie bergauf. Ihre Remisangebote an den Brettern 1 und 3 (Peter, Konrad) konnten das Unheil nicht mehr abwenden, denn unsere Schwarzbretter 2 und 4 (Bernd, Paulo) münzten ihren Qualitäts- bzw. Aktivitätsvorsprung in Siege. Die Sensation war perfekt, der Tabellenführer gestürzt und Allianz Frankfurt in letzter Minute durch unsere Schützenhilfe Deutscher Meister (12:2 Mannschaftspunkte), vor Software AG Darmstadt (11:3) und le-tex Leipzig (10:4, 18 Brettpunkte).
Ist nun unser vierter Platz mit 10:4 Mannschaftspunkten und 17,5 Brettpunkten ein halbvolles oder ein halbleeres Glas? Eine paradoxe Wahrnehmung, denn wenn wir fünfter geworden wären, würde jeder sehen, dass wir vom Startrang 9 unglaublich weit in die Spitze vorgedrungen sind. Jetzt denkt jeder: „Den halben Brettpunkt hättet ihr auch noch holen können!“ So ist der Mensch.
Die Siegerehrung gewährte uns einen weiteren Grund zum Feiern. Unser fünfter Mann, Paulo Santos, holte aus seinen fünf Einsätzen fünf Punkte, also 100%. Dadurch gewann er die goldene Brettmedaille sogar vor Spielern, die sechs Runden spielten. Hut ab und allzeit viele weitere Erfolge!
In der Ewigen Tabelle der DBMM seit 1999 behauptet EPA 1 mit 148 Mannschaftspunkten den dritten Rang, weiterhin knapp vor der Baubehörde Hamburg 1 (145 MP) und Stern Stuttgart 1 (137 MP) . Einsamer Spitzenreiter bleibt Commerzbank / AGI Frankfurt 1 (191 MP) vor Deutsche Post Bonn 1 (159). EPA 2 kam diesmal nicht zustande, bleibt aber mit 85 Punkten elfte der mehr als 200 Mannschaften, die je teilnahmen.
http://dbmm2019.fvschach.de ==> „Die Ewige Tabelle“.
Der Dank der EPA-Mannschaft geht an das bewährte Turnierleiter-, Webmaster- und Schiedsrichtergespann Bernhard Riess und Martin Sebastian sowie an Sportparkdirektor Klaus Osthues und sein Team für den gastronomischen Wohlfühlfaktor.
Die DBMM 2020 wird in Hamburg ausgetragen. Die genaue Lage im Kalender (Herbst/Winter) wird noch entschieden und rechtzeitig bekanntgegeben. Wir EPA-ler träumen schon wieder von der Turnieratmosphäre, dem Mannschaftserlebnis und der Reisefreude. Auf fittes Wiedersehen in der Betriebsschachfamilie!
Schachliche Grüße rundum
Konrad Bumes
München, 10. September 2019